Pfoten im Dunkeln

Unheimliche Begegnung der vierbeinigen Art...

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Weil Tobias die Zeit vergessen hatte, mussten wie im Dunkeln spazierengehen. Aber wir waren nicht allein. Jemand - oder etwas - Unheimliches trieb sich da draußen herum und lauerte uns auf!
Weil Tobias die Zeit vergessen hatte, mussten wie im Dunkeln spazierengehen. Aber wir waren nicht allein. Jemand - oder etwas - Unheimliches trieb sich da draußen herum und lauerte uns auf!

Achtung!
Diese Geschichte ist nichts für sensible Samtpfoten oder Zweibeiner mit schwachen Nerven…
Du liest auf eigenes Risiko!

»Oje, schon so spät. Höchste Zeit, dass wir spazieren gehen!« überrascht guckte Tobias auf die kleine Uhr rechts oben am Bildschirm. Er war mal wieder ganz in seine Arbeit am Computer versunken, während ich auf dem Bett Sofa lümmelte und nebenbei dem leisen Klappern der Tastatur zuhörte.

Beim Wort „spazieren“ war ich natürlich sofort hellwach! Nicht, dass ich unbedingt raus musste, aber ich find’s immer toll, mit Tobias unterwegs zu sein. Also runter vom Sofa, ab ins Wohnzimmer und mich schwanzwedelnderweise direkt vor der am Stuhl hängenden Leine positioniert.

Natürlich brauchte es einige Zeit, bis Tobias sein Notebook ausgeschaltet hatte, sich Schuhe und Jacke anzog und nochmal selbst das Bein hob (nein, er will das partout nicht unterwegs erledigen).

Ein später Spaziergang…

Als wir das Haus verließen, hatte sich die Sonne endgültig verabschiedet. Ich sehe ja meine vier Pfoten ganz gut im Dunkeln, aber Tobias musste sich mit seiner Taschenlampe behelfen.

Außerdem hatte er in der Eile meinen leuchtenden Halsreif vergessen. Na, mir sollte es recht sein. Klar, hund ist so sicherer unterwegs, aber erstens komme ich mir damit vor wie eine Lichterkette auf vier Pfoten und zweitens hasse ich es, wenn beim Schnüffeln ständig was vor der Nase baumelt.

Wir liefen unsere übliche Strecke auf dem Fahrradweg am Fluss entlang. Durch den Regen der letzten Tage war die Strömung recht ordentlich und das Wasser stand nur noch ein paar Zentimeter davon entfernt, alles zu überschwemmen.

Ich bleibe gerne am Ufer stehen und beobachte, was sich da alles so tut. Nicht, dass ich unbedingt schwimmen gehen will, aber hin und wieder schwimmt mal was Interessantes vorbei… Zweige, Blätter, Enten – letztere mag ich am liebsten!

Doch heute war hier unten am Fluss irgendetwas anders als sonst: Ein eigenartiger Geruch stieg mir in die Nase. Etwas animalisches. Ich spitzte die Ohren und lauschte nach ungewöhnlichen Geräuschen, aber durch das Rauschen des Wassers fiel es schwer, genaueres auszumachen.

Treibt sich da noch jemand im Dunkeln rum?

Aber wer geht um diese Uhrzeit noch spazieren? So spät ist sonst kaum jemand unterwegs. Schon gar nicht bei diesem Wetter. Schließlich sah es aus, als könnte es bald wieder regnen.

Da! Ein kleiner Zweig knackte! Aus welcher Richtung? Dann nichts mehr. Wieder Stille. Trotzdem war da jemand, ich hab’s in der Schwanzspitze gespürt und spannte instinktiv alle meine Muskeln an…

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine große dunkle Gestalt mit glühenden Augen hinter uns auf und erwischte Tobias am Hosenbein!

Du hättest ihn sehen sollen, wie er zusammenzuckte. Das hat ihm einen ziemlichen Schrecken eingejagt! Kein Wunder, denn hinter uns stand nämlich auf einmal ein riesiger… mächtiger… beeindruckender… Hund! Bestimmt einen ganzen Kopf größer als ich! Wo kam der denn plötzlich her?

[Das war aber auch ein Brocken von Vieh, das sich da an uns rangeschlichen hatte! Mir ist wirklich kurz das Herz stehengeblieben…]

Aber wenigstens war es nur ein Hund, kein Monster oder irgendein böser Zweibeiner! Bei genauerem Hinsehen war es sogar ein ziemlich netter Hund. Ein schokoladenfarbener Labrador, der zuerst Tobias freundlich begrüsste, dann mich. Und am Ende beschnüffelten wir uns alle drei.

Wo kam der unbekannte Gast her?

Das wirklich Mysteriöse an der Sache: Außer dem Labi konnten wir niemand da draußen entdecken. Keinen Zweibeiner, keinen anderen Vierbeiner.

Tobias versuchte, die glänzende, knochenförmige Plakette am Halsband unseres Besuchers zu lesen, aber er bekam ihn nicht zu packen. Der Labi tollte herum und wollte mit uns spielen. War mal hier, mal da und dann wieder weg.

Ob er sich verlaufen hatte? Wir riefen ein paar mal »Hallo! Ist jemand hier?« und bellten beherzt, bekamen aber keine Antwort. Auch das Herumwedeln mit der Taschenlampe half nichts. Da war niemand. Weit und breit niemand. Wirklich niemand. Nicht mal ein Vogel zwitscherte. Es war direkt gespenstisch!

Also versuchten wir, unseren Überraschungsgast zum Mitkommen zu bewegen und machten uns auf den Weg nach Hause. Eine Zeit lang folgte er uns, aber als wir dann über die Straße wieder Richtung Häuser marschierten, war er plötzlich verschwunden.

Spurlos verschwunden…

Natürlich haben Tobias und ich noch eine Weile gewartet und gehofft, er würde es sich anders überlegen. Aber nein. So schnell er aufgetaucht war, so schnell war er wieder weg.

Was ich ehrlich gesagt ein bisschen schade fand. Ich hätte gerne einen neuen Fellfreund kennengelernt, auch wenn ich anfangs doch eher etwas zurückhaltend war.

Zuhause warf Tobias gleich seinen Computer an und postete unsere unheimliche Sichtung der vierbeinigen Art im Internet. In der Hoffnung, dass sich jemand meldet, der seinen hündischen Begleiter vermisst und dank uns jetzt zumindest ungefähr weiß, wo er suchen muss.

Leider hatte keiner im großen Internet eine Idee oder konnte uns einen Tipp geben. Und obwohl wir während der folgenden Spaziergänge Augen, Ohren und Nasen offen hielten, der geheimnisvolle Labrador ließ sich nicht mehr blicken.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwann werde ich ihn bestimmt wiedersehen! Und dann lade ich ihn auf ein Leckerchen nach Hause ein. Ich wette, wir werden uns prima verstehen!

Bis zur nächsten unheimlichen Begegnung
Dein Filou!


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: April 2023
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