Hochnäsige Schnauzen

Wie der Herr, so's Gescherr...

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Hochnäsige Schnauzen kann ich nicht riechen! Mir sind Hunde lieber, die ihre feinen Näschen zum gegenseitigen Beschnuppern einsetzen. Warum machen Menschen das eigentlich nicht?
Hochnäsige Schnauzen kann ich nicht riechen! Mir sind Hunde lieber, die ihre feinen Näschen zum gegenseitigen Beschnuppern einsetzen. Warum machen Menschen das eigentlich nicht?

Als aktiver Hund lasse ich es mir nicht nehmen, dreimal täglich zusammen mit Tobias (und manchmal auch mit Gerda) beim Gassigehen die Gegend unsicher zu machen.

Neben vielen netten Begegnungen mit Spaziergängern, Radfahrern, Inline-Skatern und anderen Zwei- und Vierbeinern, gibt es aber auch Zusammentreffen, wo ich am liebsten herzhaft zubeißen würde! Ich will Dir das mal anhand von drei kleinen Geschichten erzählen…

Das Riesenschnauzer-Königspudel-Gespann

Kürzlich beispielsweise fuhren wir auf einen etwas abseits gelegenen Parkplatz, um von dort aus einen Ausflug in die asphaltierte Wildnis zu unternehmen.

Tobias biegt also gerade um die Kurve, da sehe ich einen in königsblauen Samt gehüllten, akkurat geschorenen Riesenschnauzer, wie er in den Kofferraum eines überdimensionierten Luxus-Hundeschlittens einsteigen will. Klar, musste ich mich sofort lautstark bemerkbar machen. Ich meine, am Ende wären Hund, Auto und Herr weg gewesen und hätten keine Chance gehabt, mich kennenzulernen.

Doch anstelle eines freundlichen Winkens oder eines bedeutungsvollen Hechelns erntete ich von beiden – Hund wie Herr – nur eine hochgezogene Augenbraue und ein simultanes Kopfschütteln. Was um des Leckerchens Willen sollte denn das bedeuten!?

Okay, ich hätte es ja eigentlich wissen müssen: Wenn Zwei- und Vierbeiner farblich zueinander passende Mäntelchen tragen, offenkundig denselben Friseur aufsuchen und der Leinenhalter noch dazu in Kaschmir-Pulli und Designer-Slippern durch Wald und Wiese stolziert, stimmt was nicht.

Vermutlich entstammten beide irgendeinem adeligen Inzuchtwurf waschechter Königspudel. Mit solch überkandidelten Gesellen will ich mich doch gar nicht beschnuppern!

„Wohlerzogene“ Promenadenmischung

An einem anderen Tag dackelte uns ein älterer, dunkel gekleideter Herr mit gesenktem Blick entgegen. An dessen Seite schlich eine nicht näher definierbare, gräulich-langhaarige Promenadenmischung unbestimmten Geschlechts. Zum Einschlafen, die beiden!

So einen gelangweilten, desinteressierten Hund hatte ich noch nie gesehen. Dessen einziges Highlight war eine ins Fell gebundene, rote Schleife. Und da wusste ich nicht, ob das ein modisches Statement setzen oder lediglich sein Vorderteil markieren sollte. Bei dem Wuschelfell…

Ich nahm natürlich an, die beiden bräuchten dringend ein bisschen Zuspruch und wollte mal zeigen, wie man mit einer forsch-frechen Aufforderung zum Spielen das Eis bricht. Mich hielt also nichts mehr und ich habe meinen vierpfotigen Kollegen erst einmal so richtig wachgebellt.

Ui, Du hättest mal sehen sollen, wie plötzlich aus dem gelangweilten Gesichtsausdruck des Menschen eine dieser missbilligenden „Halten-Sie-Ihre-aggressive-Döhle-von-meinem-wohlerzogenen-Fiffi-fern“-Posen wurde. Die rote Schleife selbst ignorierte mich völlig.

Zugegeben, ich hätte mich ab da etwas mehr in Zurückhaltung üben sollen. Stattdessen legte ich nun erst so richtig los und Tobias musste mich sogar am Geschirr packen, um mein Temperament zu zügeln! Aber diesen beiden Biedermeiern wollte ich einfach mal gehörig die Meinung bellen!

Wer will denn einen Hund, der treudoof an der Wade seines Leinenhalters hängt, weder Mäuschen noch Duftmarken kennt und vermutlich so etepetete ist, dass er sein Geschäft verschämt hinter einem Busch verrichtet? Tobias und Gerda jedenfalls nicht, und da bin ich froh drum!

Bääh! Unangenehmen Gesellen zeige ich einfach die Zunge - mehr haben die gar nicht verdient!
Bääh! Unangenehmen Gesellen zeige ich einfach die Zunge – mehr haben die gar nicht verdient!

Rücksichtslose Radrennfahrer

Das Laufen auf einem asphaltierten Fahrradweg hat gleich mehrere Vorteile: Ich werde nicht dreckig, kriege keine Zecken und betreibe mit jedem Schritt aktive Krallenpflege. Die beiden ersten Fakten treffen im übrigen auch auf meine Begleiter zu, letzter Punkt nicht. Was schlicht daran liegt, dass sich die meisten Menschen nicht trauen, barpfotig zu laufen.

Nur gibt es bei einem Fahrradweg ein Problem, das bereits im Namen steckt: Radfahrer. Nein, das wird jetzt keine pauschale Verurteilung, ich weiß als intelligenter Hund sehr wohl zu differenzieren!

Die meisten Zweirädler sind nämlich wirklich nett, bugsieren ihre Drahtesel mit gebotenem Abstand an uns vorbei und hecheln ein angestrengtes „Hallo!“. Manche kündigen ihr Kommen sogar durch ein Klingeln an und ein paar besonders Rücksichtsvolle rufen von weitem schon hektisch „Vorsicht! Achtung!“, brauchen dann aber noch eine gefühlte Viertelstunde, bevor sie uns im Schneckentempo überholen.

Es könnte eine so schöne Symbiose aus Zweirädlern und Vierpfötlern sein, gäbe es da nicht eine kleine radelnde Randgruppe, die mir ziemlich auf den Schwanz geht! Nämlich diejenigen, die mit ihren frisierten E-Bikes in Überlichtgeschwindigkeit unterwegs sind und glauben, die Straße gehöre ihnen allein.

Das ist für mich jedes Mal ein furchtbarer Schrecken! Zum Glück hat Tobias gute Öhrchen und hört das Unheil schon von weitem. Er zieht mich immer rechtzeitig zur Seite, damit mir nichts passiert.

Gut, ich könnte auch ein bisschen besser aufpassen. Aber wer hält dann nach Mäuschen Ausschau, beschnüffelt Grashalme und wittert frische Spuren anderer Hunde!? Eben.

Glaub mir, manchmal möchte ich am liebsten quer über den Weg laufen und diese rücksichtslosen Rowdys mit meiner Leine zu Fall bringen. Aber dafür bin ich dann doch ein zu netter Hund. Wegen mir soll schließlich niemand auf seiner Schnauze landen…

Seid nett zueinander
Dein Filou!


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Mai 2020
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